Keine Grippeimpfung in der Apotheke: Mit bestehenden Infekten und Impfreaktionen können die Apotheker nicht allein gelassen werden
Hannover, 10. September 2020 (ÄKN) - Dr. med. Thomas Buck, Vorsitzender der Bezirksstelle Hannover der Ärztekammer Niedersachsen und Mitglied im Landesvorstand, warnt davor, Grippeschutzimpfungen in Apotheken durchzuführen: "Die Apotheken können das Impfen im Gegensatz zur Ärzteschaft nicht entsprechend begleiten."
Bereits im Masernschutzgesetz aus diesem Frühjahr hat die Bundesregierung festgelegt, dass deutsche Apothekerinnen und Apotheker impfen dürfen. Durch diese Maßnahme soll die im Durchschnitt in Deutschland in den vergangenen Jahren erzielte Impfquote bei Grippeschutzimpfungen von etwa 35 Prozent bei den über 60-Jährigen erhöht werden.
Trotzdem betrachtet die Ärztekammer Niedersachsen diese Impf-Strategie keineswegs als Lösung: "Die Apotheken können das Impfen im Gegensatz zu uns Ärztinnen und Ärzten nicht entsprechend begleiten", warnt Dr. med. Thomas Buck, Vorsitzender der ÄKN-Bezirksstelle Hannover und Mitglied im ÄKN-Landesvorstand. Werde die Grippeschutzimpfung gleichzeitig von der Ärzteschaft und den Apotheken angeboten, könnten daraus Engpässe bei den Impfstoffen entstehen, da die Berechnungen der benötigten Mengen derzeit über die Ärzteschaft erfolgen: "In Zeiten, in denen klar ist, dass der Impfstoff nicht einmal für alle Patienten mit erhöhtem Risiko reicht, kann ein Apotheker gar nicht entscheiden, wer ihn dringend bekommen soll", gibt Buck zu bedenken und verwehrt sich gegen ein "ungezieltes Impfen durch Impflaien".
"Außerdem kann es zu Impfreaktionen kommen", weist Buck hin. Schwerwiegende sogenannte unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) nach Impfungen wie allergische Reaktionen seien zwar selten, könnten aber bei jedem Patienten auftreten: "Der Schweregrad reicht von milder Lokalreaktion bis hin zum anaphylaktischen Schock." Dann müsste in der Apotheke auf jeden Fall eine Ärztin oder ein Arzt hinzugerufen werden: "Das macht den Vorgang unnötig kompliziert und gefährlich." Ohnehin sei wichtig, im Vorfeld zu klären, ob der zu Impfende an einem akuten Infekt leide und zu diesem Zeitpunkt besser nicht geimpft werden sollte, so Buck.
Das Impfverhalten hänge von vielen Faktoren wie zum Beispiel "Vertrauen" ab, erklärt der Bezirksstellenvorsitzende Buck. "Aber ich sehe nicht, dass eine Maßnahme wie das ,Impfen in Apotheken‘ an der grundsätzlichen Impfbereitschaft etwas ändert."
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